Die wirtschaftliche Situation in Bonn/Rhein-Sieg hat sich wieder verschlechtert. Damit entpuppt sich die leichte Verbesserung des Konjunkturklimas im Frühjahr als Strohfeuer. Das zeigt der neue Wirtschaftslagebericht der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg. „Die schwierigen globalen Rahmenbedingungen und die von mangelnder Planungssicherheit geprägte Wirtschaftspolitik haben Unternehmen wie Konsumenten nachhaltig verunsichert“, sagt IHK-Präsident Stefan Hagen. „Zuversicht lässt sich in diesem Umfeld nur verbreiten, wenn die Bundesregierung mit ihrer Wachstumsinitiative ernst macht und echte Entlastungen schafft. Weniger Belastungen und Bürokratie, mehr Anreize für Investitionen – das sollte jetzt endlich für Gesetzgeber wie Verwaltungen Priorität haben.“
Mit 90 Punkten liegt der IHK-Konjunkturklimaindex deutlich niedriger als im Frühsommer. Gerade einmal jedes siebte Unternehmen rechnet in den kommenden Monaten mit einer Verbesserung der Lage, ein Drittel dagegen mit einer weiteren Verschlechterung.
„Die Unsicherheit hemmt private Investitionen, zugleich verliert Deutschland im internationalen Standortvergleich an Attraktivität“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Hubertus Hille. Er verweist auf die jüngst vorgestellten Ergebnisse einer Umfrage des Netzwerks der Auslandshandelskammern, laut der sich das Image des deutschen Wirtschaftsstandorts global verschlechtert hat. „Die Forderungen nach weniger Bürokratie, verlässlichen politischen Entscheidungen und einer stärkeren Willkommenskultur für Unternehmen und Fachkräfte sollten sich alle Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung zu eigen machen.“
Schwache Nachfrage im Inland als größtes Geschäftsrisiko
In Bonn/Rhein-Sieg bewertet nur noch jedes vierte Unternehmen die aktuelle Geschäftslage als gut, knapp 30 Prozent bewerten sie als schlecht. Im Frühsommer war noch ein Drittel der Unternehmen zufrieden. Als größtes Geschäftsrisiko nennen die Unternehmen am häufigsten die schwache Nachfrage aus dem Inland. Mangelhafte Perspektiven und fehlende Fachkräfte sorgen bei jedem vierten Unternehmen für einen Rückgang der Beschäftigung.
Stimmung bricht in der Industrie ein
Im Vergleich zur vorherigen Umfrage hat sich die Stimmungslage in der Industrie wieder deutlich verschlechtert. Der Geschäftsklimaindex in der Branche sinkt um 28 Punkte. Für drei von vier Industrieunternehmen ist die Inlandsnachfrage das größte Geschäftsrisiko. Fast genauso oft nennen sie die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und die Energie- und Rohstoffpreise. Bestehende und mögliche weitere Handelskonflikte belasten die exportorientierte Industrie zusätzlich. Zudem sieht fast jedes zweite Unternehmen in steigenden Arbeitskosten eine Bedrohung für die weitere wirtschaftliche Entwicklung.
Auch bei den Dienstleistern zeigt sich die gesamtwirtschaftliche Krise immer stärker, hier verliert der Index acht Punkte. Der Einzelhandel spürt weiterhin Zurückhaltung beim Konsum. 41 Prozent der Unternehmen in der Branche bezeichnen dementsprechend ihre Lage als schlecht. Die ITK-Branche und das Verkehrsgewerbe haben sich auf niedrigem Niveau stabilisiert. Anzeichen für einen Aufschwung fehlen aber auch hier.
An der Konjunkturumfrage haben sich im September und Oktober 2024 rund 350 Unternehmen beteiligt. Den vollständigen Bericht mit allen Branchenergebnissen finden Sie unter www.ihk-bonn.de, Webcode@2058.