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6x Nachgefragt bei ...
... Thorsten Luber
Wie definieren Sie Unternehmensethik?
Der Begriff ist schwer zu definieren, weil verschiedene Branchen und Märkte sehr unterschiedliche Spielregeln haben. Compliance-Regeln allein decken das nicht ab. Unternehmen sind für mich dann ethisch, wenn sie anständig sind, ihre Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten respektvoll behandeln und vor allem Verantwortung für mehr als ihre eigenen Zahlen und Interessen übernehmen. Unternehmen sollen und müssen satte Gewinne machen, aber sie sind auch Teil eines Beziehungs- und Ökosystems. In diesem Bewusstsein sollten sie meiner Meinung handeln.
Was ist für Sie gesellschaftliches Engagement von Unternehmen (CSR)?
Letztlich alles, was dem Beziehungs- und Ökosystem zugutekommt und dieses qualitativ voranbringt. Das können Spenden und Sponsorings sein, aber auch Forschung und Entwicklung, von der eine Branche, eine Region oder gar eine ganze Volkswirtschaft profitiert. Auch gute Führung, der Einsatz von Technik, die Menschen die Arbeit erleichtert, oder die Förderung ehrenamtlichen Engagements gehören dazu. Ich würde mir wünschen, den Begriff sehr weit zu fassen und nicht auf Spendenschecks oder das Offensichtliche zu beschränken.
Was verbinden Sie mit Nachhaltigkeit in der Wirtschaft?
Als Unternehmensberater, der sich vor allem mit dem Thema Nachfolge befasst, ist es mir wichtig, dass Werte erhalten bleiben. Damit meine ich nicht nur Bilanz- und Vermögenswerte, sondern auch gesellschaftliche Werte. Ein Unternehmen hat Verantwortung für seine Heimatregion und die Menschen, die dort leben. Viele fördern Kultur, die Jugend oder den Sport.
Alles das, was einem Unternehmen wichtig ist, sollte erhalten bleiben, auch bei einer Nachfolge. Neben Geld geht es dabei auch um Identität. Nachhaltig ist alles, was dem Erhalt und dem Ausbau positiver sozialer, ökologischer und gesellschaftlichen Beziehungen dient.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen bei der Unternehmensnachfolge?
In erster Linie darin, dass zwei oder mehr Parteien auf unterschiedlichen Ebenen funken. Die eine Seite sieht ihr Lebenswerk, das sie nun mehr oder weniger hinter sich lassen muss, die andere Seite sieht primär ein Investment und den Start in etwas Neues. Naturgemäß überschätzen Unternehmer den Wert ihres Unternehmens, Käufer unterschätzen ihn.
Um das Dilemma aufzulösen, braucht es sensible Berater und Begleiter, die allen Beteiligten gute Perspektiven aufzeigen können und die Interessen aller Stakeholder im Blick haben. Meist geht es nicht nur um Zahlen, sondern um die Erwartungen, Sehnsüchte und Träume dahinter. Wer das versteht, kann auch gute Abschlüsse erzielen.
Was raten Sie Unternehmerinnen und Unternehmern, die die Nachfolge angehen wollen/müssen?
Ich rate dringend, dieses existenzielle Thema frühzeitig anzugehen und nicht auf die lange Bank zu schieben. Man muss leider die eigene Endlichkeit im Blick haben. Wer zu lange abwartet oder lamentiert, verschlimmert die Situation. Der Prozess der Unternehmensnachfolge benötigt sorgfältige Vorbereitung, Planung und viel Zeit. Spezialisten können unterstützen, die Nachfolgeregelungen sicher ans Ziel zu navigieren und einen attraktiven Verkaufserlös zu realisieren. Aber auch diese brauchen Zeit – und eben Sorgfalt. Deswegen lieber früher als später in den Prozess einsteigen.
Ihr Freizeittipp für Bonn/Rhein-Sieg?
Besonders im Sommer ist ein Spaziergang in der Bonner Rheinaue sowie ein Besuch der großartigen kostenfreien Konzerte im Parkrestaurant-Biergarten sehr zu empfehlen. Für Familien mit Kindern ist auch der dort gelegene liebevoll gestaltete Minigolfplatz ein schönes Ausflugsziel.
Links:
www.luber-consulting.com
www.nachfolge-chance.de
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