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„Wir bieten Fachkräften eine Vielzahl von Inhouse-Entwicklungsangeboten“
Interview mit Saskia Förster, Bereichsleiterin Personal bei den Stadtwerken Bonn (SWB)
Saskia Förster, Bereichsleiterin Personal bei den Stadtwerken Bonn
Der Fachkräftemangel stellt die regionale Wirtschaft vor große Herausforderungen. Wie die Stadtwerke in Bonn damit umgehen, ist das Thema unseres Interviews mit Bereichsleiterin Personal Saskia Förster.
Frau Förster, wie ist die Fachkräfte-Situation bei den Stadtwerken Bonn?
Saskia Förster: Auch bei den Stadtwerken Bonn (SWB) ist der Fachkräftemangel in den letzten Jahren immer deutlicher spürbar geworden. Als kommunaler Konzern können wir jedoch mit vielfältigen Arbeitsplätzen in diversen Branchen punkten, die auf zukunftsweisende Themen wie Energie-, Wärme-, Mobilitäts- und Abfallwende einzahlen.
In welchen Bereichen gibt es Probleme, qualifiziertes Personal zu rekrutieren?
Wie bei anderen Verkehrsunternehmen gestaltet sich auch bei uns die Gewinnung von Fahrpersonal zunehmend als Herausforderung. Auch in eher handwerklich-technischen Berufsfeldern wie Elektronik, Anlagenmechanik, Energieerzeugung und Kfz-Berufen erleben wir, dass die Stellenbesetzungen länger dauern als noch vor ein paar Jahren.
Zudem entstehen immer neue Berufsbilder in der Energiebranche, die es bekannt zu machen gilt. Darüber hinaus ist die Besetzung von Expertenstellen in IT- und Ingenieursberufen weiterhin nicht ganz einfach.
Wie sind die Stadtwerke auf die IHK-Fachkräfteberatung aufmerksam geworden und seit wann nutzen sie dieses Angebot?
Wir sind im regelmäßigen Austausch mit dem IHK-Netzwerk und haben dabei die Fachkräfteberatung entdeckt.
In dem „Rezeptbuch zur Gewinnung von Fachkräften“ werden Wege aufgezeigt, verborgene Talente im eigenen Unternehmen zu finden und zu fördern. Haben Sie auch solche „ungeschliffenen Diamanten“?
Für unsere Fachkräfte bieten wir eine Vielzahl von offenen Inhouse-Entwicklungsangeboten. Darüber hinaus entwickeln wir die Weiterbildungsformate für bestimmte Zielgruppen immer wieder neu und begleiten Fach- und Führungskräfte bei der Umsetzung. Dabei berücksichtigen wir frühzeitig Nachfolgeplanungen und bereiten unsere Mitarbeitenden auf neue Aufgabenstellungen vor. So haben wir bereits einige verborgene Talente und rohe Diamanten entdeckt.
In welchen Bereichen?
Ein ganz konkretes Beispiel ist ein Entwicklungsprogramm für Nachwuchsführungskräfte, das wir 2022 erstmals durchgeführt haben. 50 Kolleginnen und Kollegen mit Interesse an Führungsaufgaben haben am einjährigen Programm teilgenommen. 70 Prozent der Teilnehmenden sind inzwischen erfolgreich in Führungspositionen im Konzern angekommen.
Ein weiteres Beispiel ist unser neues Entwicklungsprogramm im Fahrbetrieb von Bus und Bahn. Mit Development-Centern bieten wir im Rahmen eines Auswahlverfahrens einen perspektivischen Wechsel vom Fahrdienst in die Leitstelle. Dies sind nur zwei von vielen weiteren Angeboten und Möglichkeiten.
Haben Sie Beispiele? Wo waren die Mitarbeitenden zuvor tätig und wie werden sie nun weiter ausgebildet?
Zwei Kollegen aus dem Fachbereich für Elektrische Anlagen, die schon eine Weile im Berufsleben sind, absolvieren derzeit im Rahmen ihrer bestehenden beruflichen Tätigkeit die Grundausbildung in unserer Ausbildungswerkstatt. Sie sollen künftig weitreichendere Aufgaben ausführen, für die inzwischen der IHK-Berufsabschluss als „Industrieelektriker Fachrichtung Betriebstechnik“ erforderlich ist. Unser Ausbildungsteam bereitet sie auf die Prüfungen vor, die sie im nächsten Jahr ablegen werden.
Ein weiteres Beispiel ist ein Kollege aus unserem Fahrbetrieb. Er begann vor fünf Jahren als Disponent und Personalbetreuer. Neben dem Entwicklungsprogramm für Nachwuchsführungskräfte absolvierte er zudem berufsbegleitend die Ausbildung als Fachwirt für Personenverkehr und Mobilität bei der VDV-Akademie. Inzwischen unterstützt er mit seiner Kompetenz die Bereichsleitung im Betriebsmanagement und ist stellvertretender Fachbereichsleiter für unsere Fahrdienste.
Wie reagieren Ihre Mitarbeitenden auf dieses Angebot?
Die meisten unserer Mitarbeitenden wissen es zu schätzen, dass wir ihre Entwicklung fördern und ihnen weitere Perspektiven bei den SWB aufzeigen. Mit regelmäßigen Feedback- und Mitarbeitergesprächen informieren unsere Führungskräfte über Fortbildungs- sowie Entwicklungsoptionen. Außerdem besprechen sie Erwartungen und Wünsche mit ihren Mitarbeitenden.
Welche Qualifikation müssen Mitarbeitende haben, um für eine Weiterbildung in Frage zu kommen?
Wir betrachten bei Mitarbeitenden vor allem persönliche Stärken und Kompetenzen. Diese variieren natürlich je nach Tätigkeitsbereich. In jeden Fall bedarf es aber eines gewissen Maßes an Eigeninitiative der Mitarbeitenden selbst. Einsatzbereitschaft, ganzheitliches Denken und Lernbereitschaft sowie Offenheit für Veränderung sind immer gute Voraussetzungen. Auch Teamfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit sind hilfreich – ganz gleich in welcher Fachrichtung und welchen Aufgabenbereichen.
Wieso ist es für die Stadtwerke wichtig, Fachkräfte in den eigenen Reihen zu finden und fortzubilden?
Unsere Aufgaben und Tätigkeiten rund um die Daseinsvorsorge sind zum Teil sehr spezifisch, etwa als Anlagenmechaniker im Heizkraftwerk. Wir investieren viel Herzblut in unsere Nachwuchskräfte und bilden sie gezielt am jeweiligen Einsatzort aus. Wir stellen immer wieder fest, dass besonders ehemalige Auszubildende sowie Kolleginnen und Kollegen, die ihre berufliche Laufbahn bei den SWB begonnen haben, sich nochmal auf eine ganz besondere Art mit dem Unternehmen verbunden fühlen und sich einbringen.
Welche Vorteile bieten die SWB ihren Mitarbeitenden?
Die Liste unserer „Benefits“ ist lang. Neben einer fairen tarifgebundenen Vergütung, jährlichen Sonderzahlungen und einer zusätzlichen Altersvorsorge, können sich unsere Mitarbeitenden über ein attraktives Leasingangebot für Fahrräder und E-Bikes freuen. Zudem gibt es viele kostenlose Zusatzangebote unseres betrieblichen Gesundheitsmanagements sowie ein vergünstigtes Fitnessangebot über eine Kooperation mit Urban Sportsclub – um hier nur ein paar Beispiele zu nennen.
Das Interview führte Gabriele Immenkeppel, freie Journalistin, Bonn