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Contec GmbH IndustrieausrüstungenWer möchte schon gerne Öl einatmen. Wären große Industrieanlagen nicht mit Hochleistungsfiltern und Ölnebelabscheidern ausgestattet, fiele pro Maschine so viel davon an, dass man damit alle paar Stunden ein Kölschglas füllen könnte. Die Technologie stammt von einem kleinen Unternehmen aus Bad Honnef. Die Contec GmbH Industrieausrüstungen sorgt mit dafür, dass Weltkonzerne nachhaltiger werden.
Die Lage für ein kleines Industrieunternehmen könnte kaum besser sein: im Gewerbegebiet Rottbitze, direkt an der A 3, nur eine Minute entfernt von der Anschlussstelle Bad Honnef/Linz. „So kommen wir schnell zu unseren Kunden“, sagt Jochen Lehmkuhl von der Contec GmbH Industrieausrüstungen. Aus den großen Fenstern des Konferenzraums geht der Blick über eine schöne Mittelgebirgslandschaft bis zum rund 40 Kilometer entfernten Kölner Dom.
Auch im Geschäftsleben zeigte Jochen Lehmkuhl Weitblick: 1998 kam der Sinologe und Volkswirtschaftler zu Contec, 2003 wurde er Geschäftsführer. In den folgenden Jahren stellte er die Firma neu auf und begann verstärkt, internationale Märkte zu erschließen. Mit Erfolg: Heute finden sich die Hochleistungsfilter, Ölnebelabscheider und anderen Produkte des Technologieunternehmens in großen Anlagen auf allen Kontinenten – von den USA über Australien bis nach Japan.
Eines der ältesten Produkte sind sogenannte Ölnebelabscheider. „Die haben unsere Firmengründer und Ingenieure erfunden“, betont Lehmkuhl. Das war 1987. Seitdem hat das Unternehmen diese Technologie samt der verwendeten Filtersysteme immer weiter entwickelt. Zum Einsatz kommen sie überall dort, wo in Maschinen und Anlagen Öl zur Schmierung eingesetzt wird.
Also zum Beispiel in Gas- und Dampfturbinen. Deren Lagerstellen und Ventiltriebe benötigen auch heute noch große Mengen Öl für die Schmierung. Beim Betrieb entsteht durch die hohen Rotationsgeschwindigkeiten und Wärmebildung Ölnebel. Ohne Abscheidung würden Teile der Anlage nach und nach mit einer feinen Ölschicht überzogen. Diese Verschmutzungen würden immer wieder dafür sorgen, dass Maschinen vorübergehend ausfallen und es zu Schäden an den Lagern käme. Zudem wäre die Luft verunreinigt.
Im Unterschied zu herkömmlichen Filtern und Abscheidern befreit die von Contec entwickelte Lösung nach Firmenangaben zu 99,98 Prozent die Luft von umweltschädlichen und die Anlagen belastenden Ölaerosolen.
„Unsere Kunden haben ein hohes Interesse daran, dass die Anlagen möglichst an sieben Tagen 24 Stunden laufen“, erklärt Lehmkuhl, „sie wollen die Ausfall- und Wartungszeiten so kurz wie möglich halten.“ Das spare viel Geld.
Darüber hinaus trägt das Contec-System zum Umweltschutz bei. „Nachdem die Luft per Unterdruck durch unser System geströmt ist und gereinigt wurde, ist sie technisch betrachtet sogar sauberer als die Luft, die wir täglich einatmen“, sagt Lehmkuhl.
Die sogenannte „TA Luft“ – eine Verwaltungsvorschrift zum Bundes-Immissionsschutzgesetz, die bei der Genehmigung von industriellen und gewerblichen Anlagen zu beachten ist – lässt laut Lehmkuhl bei Industrieanlagen 20 Milligramm Ölgehalt pro Kubikmeter Luft zu. „Mit unserer Technologie liegt der Wert unter 0,1 Milligramm“, sagt der Unternehmer.
Doch es gibt noch einen weiteren positiven Effekt: Die Ölnebelabscheider aus Bad Honnef filtern nicht nur die Luft, sondern führen das Filtrat zugleich als hochwertiges Öl zurück in den Kreislauf der Kompressoren oder Turbinen. Das reduziert die benötigte Neu-Öl-Menge und schont die Ressourcen.
„Ölnebel“ – das klingt nicht so, als ob große Mengen des „schwarzen Goldes“ anfallen würden. Doch Lehmkuhl rechnet vor: Ein durchschnittlich dimensionierter Ölnebelabscheider von Contec schaffe in einer Stunde, 100 Kubikmeter Luft zu filtern. „Dabei wird etwa alle vier bis fünf Stunden ein Kölschglas Öl gewonnen.“ Macht in 24 Stunden rund einen Liter hochwertiges Schmieröl. „Kaum vorzustellen“, sagt Lehmkuhl, „aber das ging in früheren Jahrzehnten einfach so in die Atmosphäre.“
Das spezielle Know-how des Unternehmens ist weltweit gefragt. Große Anlagenbauer wie SIEMENS Energy oder Mitsubishi Heavy Industries Compressor Corporation setzen auf die Technologie aus Bad Honnef. Ein wichtiger Kunde ist auch das weltweit aktive Unternehmen Leybold aus Köln, das Vakuumpumpen baut. Hier kommen die Filtersysteme von Contec zum Einsatz, um die Drehschieberpumpen zu schützen und saubere Abluft zu garantieren.
Das gesamte Engineering findet am Standort Bad Honnef statt, auch die Montage der Filteranlagen, das Testen sowie Marketing und Vertrieb. Eine eigene Fertigung hat der Industrieausrüster dort allerdings nicht mehr. „Wir haben Tätigkeiten wie Schweißen oder Lackieren an Betriebe in der Region ausgelagert“, erläutert Lehmkuhl, „es würde sich für uns nicht lohnen, dafür Kapazitäten vorzuhalten.“
Außer dem Geschäftsfeld Filtration von Gasen und Flüssigkeiten befasst sich Contec mit Füllstandsmesstechnik. Hierzu arbeitet das Unternehmen seit langem eng mit Rochester Sensors aus Dallas (Texas) zusammen; mit diesem Hersteller entwickelte Contec unter anderem spezielle Sensoren für Kühlauflieger.
„Unsere Kernkompetenz liegt in der Ausarbeitung sauberer Lösungen, die wir im Austausch mit unseren Systempartnern und Kunden planen und umsetzen“, sagt Lehmkuhl, der mit dem Betriebswirt Sebastian Muck inzwischen Verstärkung in der Geschäftsführung hat.
Die beiden Manager sind zuversichtlich, dass die Nachfrage weiter zunehmen wird. „Unsere Kunden gewinnen mit unseren Filterlösungen ja nicht nur Zeit und Geld, sondern werden mit ihnen auch nachhaltiger“, betont Lehmkuhl. Dies werde europa- und weltweit immer stärker gefordert.
Wobei der Unternehmer findet, dass der Begriff „Nachhaltigkeit“ heute oft zu eng gefasst sei. „Was mir in der Diskussion viel zu kurz kommt, ist die Lebensdauer von Produkten, für die ‚Made in Germany‘ eigentlich steht“, beklagt Lehmkuhl. „Wir legen bei unserer Entwicklungsarbeit ganz großen Wert darauf, dass unsere Produkte selbst in 20, 30 Jahren noch einwandfrei laufen. Auch das ist nachhaltig.“
Von Lothar Schmitz, freier Journalist, Bonn
CONTEC GMBH INDUSTRIEAUSRÜSTUNGEN
Standort:Heideweg 24, 53604 Bad Honnef (Rottbitze)
Geschäftsführung: Jochen Lehmkuhl, Sebastian Muck
Gründungsjahr: 1972
Produktbereiche: Luft- und Gasfiltration, Ölnebelabscheidung, Flüssigkeitsfiltration, Füllstandsmessung
Umsatz: 4,1 Millionen Euro
Beschäftigte: 15
Internet: www.contec-filtration.de