Logistik nachhaltiger machen!

Am Zehnhoff-Söns GmbH International Logistic Services

Der Hafen Bonn ist ein wichtiges Glied in der Logistikkette der RegionDer Hafen Bonn ist ein wichtiges Glied in der Logistikkette der Region. Bis zu 40 Binnenschiffe werden hier wöchentlich be- und entladen. Der Betreiber, die Am Zehnhoff-Söns GmbH International Logistic Services, sorgt zudem für den Lkw-Gütertransport zwischen dem Hafen und den Unternehmen in der Region. Nachhaltigkeit spielt dabei eine immer wichtigere Rolle.

Während Andreas Am Zehnhoff-Söns im Konferenzzimmer vor einer riesigen Luftaufnahme des Bonner Hafens Platz nimmt und zu erzählen beginnt, sitzt rund 100 Meter weiter, im zweiten Bürogebäude des Unternehmens, Wilhelm Söns an seinem Schreibtisch und blickt auf den Rhein. „Mein Großvater kommt nach wie vor fast jeden Tag für zwei, drei Stunden ins Büro, gerade haben wir noch einen Kaffee miteinander getrunken“, sagt der Enkel. Wilhelm Söns wird dieses Jahr 100 Jahre alt.

Wir haben uns verabredet, um über Nachhaltigkeit und Green Logistics zu sprechen. Andreas Am Zehnhoff-Söns (36) ist zusammen mit seinem Bruder Alexander (40) angehender Geschäftsführer des Familienunternehmens. Prokura haben die beiden bereits, der Nachfolgeprozess ist in vollem Gange.

Andreas Am Zehnhoff-Söns ist zusammen mit seinem Bruder Alexander angehender Geschäftsführer des Familienunternehmens.Wenn mit jeder Familiengeneration eine Ära verknüpft ist oder – weniger bombastisch formuliert – ein Schwerpunkt oder besonderer Akzent, dann kann man sagen: Wilhelm Söns steht dafür, dass das Unternehmen in den Sechziger- und Siebzigerjahren seine Stellung am Markt systematisch ausgebaut hat. „Er ist der Vater des Erfolgs unseres Familienunternehmens“, erzählt Enkel Andreas Am Zehnhoff-Söns.

Wilhelms Söhne Alfons Am Zehnhoff-Söns und Gregor Söns, beide Mitte 60, führen die Geschäfte des Unternehmens seit 2002. In ihre Zeit fallen weitere wichtige Meilensteine der Firmenentwicklung: So übernahm das Unternehmen 2004 im Rahmen eines Joint-Ventures mit den Stadtwerken Bonn das operative Hafengeschäft und baute den Hafen systematisch aus. Unter anderem kam eine zweite Containerbrücke dazu.

Auch überregionale Expansion schrieben sich die beiden Geschäftsführer auf ihre Fahnen: Das Unternehmen übernahm den Hafen Trier samt Güterzugterminal, eröffnete ein Luftfrachtbüro in Troisdorf-Spich und eine Niederlassung in Hamburg. Hinzu kam 2021 ein neues Logistikzentrum in Bornheim.

Die Ära der Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist der Akzent, den Andreas Am Zehnhoff-Söns und sein Bruder Alexander, der zurzeit den Standort Trier leitet, setzen wollen. „Daran führt gerade in der Logistik kein Weg mehr vorbei. Wir müssen und wollen nicht nur Zeit und Kosten sparen, sondern auch ressourcen- und umweltschonend unterwegs sein“, erklärt Andreas Am Zehnhoff-Söns.

Nun ist die Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit ein fließender Prozess, bereits die jetzige Geschäftsführung setzte entsprechende Akzente. So wirbt das Unternehmen bei den Kunden schon seit vielen Jahren für den sogenannten Hinterlandverkehr zwischen der Region Bonn/Rhein-Sieg und den Welthäfen Antwerpen und Rotterdam per Binnenschiff.

Zwar werden noch einige Jahre vergehen, ehe die Schiffe mit grünem Wasserstoff unterwegs sein können. Doch schon heute ist der Transport von Waren auf dem Wasser umweltfreundlicher als mit dem Lkw.

Dass trotzdem so viele Lkws zwischen den Seehäfen und der Region Köln/Bonn unterwegs sind, ist dem Faktor Zeit geschuldet: Die Lkws sind schneller. „Dafür ist das Binnenschiff meist günstiger“, argumentiert Am Zehnhoff-Söns, „und umweltfreundlicher.“ Dabei will er es aber nicht belassen. Zum Jahreswechsel 2023/2024 schaffte das Unternehmen erstmals Lkws mit vollelektrischem Antrieb an.

Vier der 42 firmeneigenen Lkws tanken nun Strom statt Diesel an neuen, eigenen Ladesäulen auf dem Hafengelände. Bei idealen Bedingungen können sie bis zu 300 Kilometer mit einer Stromladung zurücklegen. Das reicht, denn die Fahrzeuge sind durchschnittlich nur 60-70 Kilometer pro Auftragsfahrt vom Hafen zum jeweiligen Kunden und zurück unterwegs. „Wenn alles glatt läuft, schaffen wir drei Gestellungen pro Tag“, erklärt Am Zehnhoff-Söns. Macht rund 200 Kilometer am Tag. Das schaffen die E-Lkws ohne Zwischenladung.

„Eine unternehmerische Grundsatzentscheidung“

Ob das Unternehmen weitere Lkws gegen neue E-Fahrzeuge austauschen wird, ist jedoch noch ungewiss. Denn: Während ein Diesel-Lkw neuester Bauart nach Aussage des Prokuristen 100.000 Euro kostet, sind für einen gleichwertigen E-Lkw immerhin 300.000 Euro fällig. „Diese Mehrkosten hätten wir bei vier Lkws gar nicht selbst aufbringen können“, sagt er.

Vier der 42 firmeneigenen Lkw "tanken" Strom statt Diesel.

Die Anschaffung war nur möglich, weil das Bundesverkehrsministerium im Rahmen einer Richtlinie über die Förderung von leichten und schweren Nutzfahrzeugen mit alternativen, klimaschonenden Antrieben 80 Prozent der Mehrkosten übernahm.

Die übrigen 20 Prozent musste das Unternehmen selbst tragen. „Das war es uns wert“, betont Am Zehnhoff-Söns, „Nachhaltigkeit ist für uns eine unternehmerische Grundsatzentscheidung.“

Der Traum vom eigenen Solarpark

Einen weiteren Schritt in Sachen Nachhaltigkeit will das Unternehmen in den nächsten drei Jahren gehen. Derzeit bezieht es den Strom für den Betrieb der Containerterminals und auch der E-Ladesäulen von den Stadtwerken – mit einem Strommix, in dem rund 60 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammen.

Perspektivisch möchte das Unternehmen seinen Strom selbst erzeugen – und zwar zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen. „In Bornheim haben wir neben unserer Logistikhalle eine 18.000 Quadratmeter große Freifläche, hier würden wir gerne ein Solarfeld errichten“, sagt Andreas Am Zehnhoff-Söns. Die dortigen Hallendächer sind bereits mit Photovoltaik ausgestattet.

Und es gibt noch weitere Ideen. In Trier etwa testete das Unternehmen vergangenen Herbst einen „Reachstacker“ – auf Deutsch: Greifstapler – mit E-Antrieb. „Das war sehr interessant“, resümiert Andreas Am Zehnhoff-Söns, „wir konnten sie immerhin bis zu neun Stunden einsetzen, bevor sie geladen werden mussten.“

Es wird spannend sein zu sehen, welche Akzente eines Tages die vierte Generation setzt. Der dreijährige Sohn von Andreas Am Zehnhoff-Söns interessiert sich bereits sehr für das Geschehen im Bonner Hafen.

Von Lothar Schmitz, freier Journalist, Bonn

 

Am Zehnhoff-Söns GmbH
International Logistic Services


Standort Bonn: Hafenstraße 1, 53117 Bonn
Geschäftsführung: Gregor Söns, Alfons Am Zehnhoff-Söns
Gründungsjahr: 1907
Standorte: Bonn, Bornheim, Troisdorf, Trier, Hamburg
Umsatz: 50 Millionen Euro
Beschäftigte: 350
Internet: www.azs-group.com