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Wegen der „Böllerverbote“ während der Corona-Pandemie stand das Eitorfer Feuerwerksunternehmen Weco Pyrotechnische Fabrik GmbH kurz vor dem Aus. Inzwischen sieht die Zukunft wieder deutlich rosiger aus. Als einzige große Firma der Branche produziert das Unternehmen immer noch in Deutschland. Das ist nur einer von vielen Beiträgen zu einer nachhaltigen, umweltschonenden Produktion.
Lärm, Feinstaub und jede Menge Müll – die Silvesternacht hinterlässt jedes Jahr ihre Spuren. Und weil nirgends in Europa so viel geböllert wird wie in Deutschland, sind diese Spuren vor allem in den größeren Städten unübersehbar. In Zeiten, da Nachhaltigkeit, Klima- und Gesundheitsschutz Topthemen sind, müssen Hersteller sich kritischen Fragen stellen.
Der größte deutsche Feuerwerksproduzent, Weco in Eitorf, ist mit einem Marktanteil von über 65 Prozent nicht nur Branchenprimus in Deutschland, sondern auch das einzige Unternehmen, welches noch Feuerwerkskörper „made in Germany“ fertigt.
Das Unternehmen hat sich schon lange mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt und ist auf dem Weg schon weit gekommen – und dass trotz einer existenziellen Krise, die beinahe das Ende bedeutet hätte. Die so genannten Böllerverbote in den Corona-Jahren bedeuteten für den Betrieb einen massiven Umsatzeinbruch.
„Wir machen 90 Prozent unseres Geschäftes mit den Produkten, die in den letzten drei Tagen des Jahres vor allem im Lebensmitteleinzelhandel verkauft werden“, sagt Vertriebsleiter Oliver Gerstmeier. In den Jahren 2020 und 2021 habe der Feuerwerksproduzent weniger als zehn Prozent seiner Waren absetzen können. Das Unternehmen musste sein Werk in Freiberg schließen und die Zahl der Beschäftigten um rund die Hälfte reduzieren. Bestehen blieben die deutschen Produktionsstätten in Kiel und Eitorf.
Diese massiven Maßnahmen allein hätten den Traditionsbetrieb aber auch nicht gerettet. Dafür, dass heute die Belegschaft wieder leicht wächst und die Perspektiven deutlich besser sind, ist vor allem die ungebrochene Begeisterung der Deutschen für Raketen und Böller verantwortlich. „20 bis 25 Prozent Retouren aus dem Handel sind eigentlich normal“, erklärt Gerstmeier. Was sich dann aber 2022 und 2023 abspielte, war nicht normal: „Am ersten Verkaufstag war schon fast alles weg. Die Retourenquote war praktisch null!“
Der Handel hätte sogar noch mehr verkaufen können, aber Weco wie auch alle anderen Hersteller und Importeure konnten einfach nicht mehr liefern. Und das wird auch so bleiben, denn die Kapazitäten sind absolut am Limit – sowohl in den beiden deutschen Fabriken des Unternehmens als auch bei den chinesischen Herstellern. „Die chinesische Regierung hat vor einigen Jahren die Sicherheitsvorschriften erheblich verschärft. Seither ist die Zahl der Produktionsstätten von einst tausenden auf eine Handvoll geschrumpft“, sagt der Vertriebsleiter.
Vertriebsleiter Oliver Gerstmeier mit einer Raketen-BatterieSicherheit, Produktqualität und nicht zuletzt Nachhaltigkeit sind eben auch in China längst Wettbewerbsfaktoren geworden. Anders könnte auch das Eitorfer Unternehmen, das rund 80 Prozent seiner Ware aus China bezieht, seine Ziele nicht erreichen. Und die sind durchaus ehrgeizig. Weco will beispielsweise den Plastikanteil seiner Raketen/Böller auf nahe Null reduzieren. Schon jetzt sind viele Kunststoffbestandteile durch umweltfreundlichere Papier-Alternativen ersetzt worden – nicht nur bei den Verpackungen, sondern zum Beispiel auch bei den Spitzen von Raketen oder den Abdeckkappen der Zündschnüre.
Eine Weco-Rakete besteht heute neben dem klassischen Schwarzpulver meist komplett aus Papier und Holz. Angefangen hat das Unternehmen mit dieser Strategie schon vor langer Zeit. 2013 beispielsweise kam bereits eine aus vielen, nacheinander abzuschießenden Einzelrohren bestehenden Raketenbatterie auf den Markt, die komplett aus Altpapier und Stärke bestand. Insgesamt sind Batterien, die es bald noch in größerer Ausführung mit bis zu 256 Schuss geben wird, immer beliebter geworden und machen heute schon rund die Hälfte des Umsatzes bei Weco aus.
Natürlich ist der Müll nicht das einzige Umweltthema, mit dem sich die Feuerwerksbranche auseinandersetzen muss. Neben dem Lärm sind das vor allem der gesundheitsschädliche Feinstaub und das klimaschädliche Kohlendioxid. Weco als Marktführer hat sich mit diesen Fragen intensiv befasst.
Beispiel Feinstaub: Während Umweltverbände davon ausgehen, dass in jeder Silvesternacht mehr als 4.200 Tonnen Feinstaub anfallen, sind es laut einer Studie im Auftrag des Verbandes der Pyrotechnischen Industrie nur etwa 1.500 Tonnen. Das Umweltbundesamt hat diese Berechnungen als plausibel anerkannt. Zudem ist dieser Feinstaub auch weitaus weniger schädlich als etwa der durch Autoabgase entstehende, weil er stark wasseranziehend sei und sich deshalb besonders schnell auflöse.
Beispiel CO2: Nach einer Erhebung des Verbandes der Pyrotechnischen Industrie entstehen durch ein Silvesterfeuerwerk knapp 2.400 Tonnen dieses Treibhausgases. Dies sind allerdings nach Angabe des Verbandes nur 0,0003 Prozent der jährlichen Gesamtemissionen von CO2 in Deutschland.
Dennoch arbeitet Weco daran, die Umweltbelastungen weiter zu reduzieren, und kooperiert dafür auch mit Forschungsinstituten wie dem Fraunhofer Institut in München. Ziel dabei ist vor allem, den eigentlichen pyrotechnischen Satz, die so genannte Nettoexplosivstoffmenge, zu ersetzen. „Denkbar sind zum Beispiel synthetische Treiber oder auch neuartige Farben, die weniger Materialeinsatz ermöglichen“, erklärt Gerstmeier. Dadurch könnten sowohl der Feinstaub- als auch der CO2-Ausstoß weiter sinken.
Aufforstung gegen den KlimawandelDennoch wird Feuerwerk immer in einem gewissen Maß eine Umweltbelastung darstellen. Daher setzt das Unternehmen darauf, diese Belastung an anderer Stelle zu kompensieren. Gemeinsam mit der Gemeinde Eitorf und dem Landesbetrieb Wald und Holz NRW hat man ein Aufforstungsprojekt gestartet.
Auf 4,3 Hektar Fläche entsteht ein so genannter Steinzeitwald – ein Mischwald, der besonders widerstandsfähig gegen die Auswirkungen des Klimawandels und Schädlinge wie den Borkenkäfer ist. 3.500 Bäume wurden bereits im Herbst 2020 gepflanzt, bis 2027 sollen es insgesamt mehr als 17.000 sein. Trotz existenzieller Krise und unsicheren Perspektiven hat Weco an diesem Projekt festgehalten.
Wie es für das Unternehmen weitergeht, steht buchstäblich in den Sternen. Vertriebsleiter Gerstmeier zuckt mit den Schultern: „Wieviel Feuerwerk wir dieses Jahr verkaufen werden? Das kann niemand sagen!“ Gemessen an der Nachfrage des Handels, die die Hersteller gar nicht bedienen können, dürfte es aber wieder mächtig knallen.
WECO PYROTECHNISCHE FABRIK GMBH
Standort: Bogestraße 54-56, 53783 Eitorf/Sieg
Geschäftsführende Gesellschafter:
Thomas Schreiber, Jürgen Bluhm, Thomas Kahn
Gründungsjahr: 1948
Beschäftigte: 223 weltweit
Standorte: Eitorf und Kiel
Internet: www.weco.de
Von Werner Grosch, freier Journalist, Sankt Augustin