Bei einem Besuch von Mona Neubaur im Bezirk der IHK Bonn/Rhein-Sieg standen am Donnerstag (6. Februar) die großen Herausforderungen im produzierenden Gewerbe im Vordergrund. Die Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen besichtigte die Produktionsstandorte der Deutschen Steinzeug Solar Ceramics GmbH in Alfter und von Weck glass and packaging in Bonn. Bei den Besuchen in den beiden Betrieben tauschte sich Ministerin Neubaur mit Vertretern der Unternehmen aus, ehe sie an der Sitzung des Präsidiums der IHK Bonn/Rhein-Sieg in der IHK-Zentrale am Bonner Talweg teilnahm. In dem Gespräch mit dem Präsidium um Präsident Stefan Hagen und Hauptgeschäftsführer Dr. Hubertus Hille ging es um die Frage, wie sich die Standortbedingungen für produzierende Unternehmen wieder verbessern lassen.
„Nordrhein-Westfalen ist das Land der ‚Hidden champions‘. Der Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen lebt aber von wettbewerbsfähigen Strompreisen, gerade im industriellen Mittelstand. Zur Kostenentlastung tragen wir mit dem beschleunigten Ausbau der Windenergie bei – hier ist Nordrhein-Westfalen mittlerweile Spitzenreiter. NRW liefert, aber wir brauchen auch klare Rahmenbedingungen aus Berlin. Direkt nach der Bundestagswahl brauchen wir schnell ein Kraftwerkssicherheitsgesetz sowie eine dauerhafte Absenkung der Netzentgelte und der Stromsteuer“, sagte Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Neubaur.
„Der Wirtschaftsstandort Deutschland und unsere Region haben im internationalen Wettbewerb zuletzt zunehmend an Boden verloren“, sagte IHK-Präsident Hagen. „Ich finde es gut, dass die Ministerin den direkten Kontakt zu den Unternehmen sucht, denn bei solchen Besuchen wird sehr konkret deutlich, vor welchen Herausforderungen die Betriebe stehen. Wir brauchen beschleunigte Investitionen in die Infrastruktur, Entlastung bei den Energiepreisen durch die richtigen Prioritäten bei der Energiewende und weniger Bürokratie.“
„Wir sind bereit, die Transformation aktiv zu gestalten und in eine nachhaltige Zukunft zu investieren. Doch hohe Energie- und Lohnkosten und zunehmende bürokratische Auflagen gefährden unsere Wettbewerbsfähigkeit. Die derzeitige schlechte Baukonjunktur macht gerade unserer Branche extrem zu schaffen. Wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen und gezielte Unterstützung, um diesen Wandel erfolgreich zu meistern und Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern“, sagte Norbert Schäfer, Geschäftsführer der Deutsche Steinzeug Solar Ceramics GmbH.
Hintergrundinformationen:
Die Wurzeln der Deutsche Steinzeug reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück. Seinen Hauptsitz hat das Unternehmen in Alfter-Witterschlick. Die Deutsche Steinzeug produziert an insgesamt vier deutschen Standorten und ist auf Keramik spezialisiert, etwa für Wand- und Bodenfliesen oder Schwimmbäder. Vor dem Hintergrund der gestiegenen Energiepreise und des Rückgangs der Baukonjunktur hatte das Unternehmen Anfang 2024 ein Sanierungsverfahren eingeleitet. Im Sommer hat die Meta Wolf AG aus Thüringen die Deutsche Steinzeug übernommen.
Weck ist ein Traditionsunternehmen, das seit mehr als 100 Jahren für das Haltbarmachen von Lebensmitteln mit Einmachgläsern steht. Das Unternehmen mit Sitz im baden-württembergischen Öflingen produziert an seinem Standort in Bonn-Duisdorf ein breites Portfolio von Gläsern. 2023 hatte das Unternehmen wegen eines starken Nachfragerückgangs und der gestiegenen Energiepreise Insolvenz angemeldet. Im gleichen Jahr übernahm die Aurelius Gruppe aus München das Unternehmen und hat es neu ausgerichtet.
Konjunkturdaten zeigen schlechte Stimmung in Industrie
Laut der jüngsten Konjunkturumfrage der IHK Bonn/Rhein-Sieg aus dem Herbst 2024 hat sich die Stimmungslage unter den Industriebetrieben in der Region zuletzt wieder deutlich verschlechtert. Für drei von vier Industrieunternehmen ist die Inlandsnachfrage das größte Geschäftsrisiko. Fast genauso oft nennen sie die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und die Energie- und Rohstoffpreise.