Die Agentur für Arbeit Bonn, die Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg (IHK), die Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg und die Handwerkskammer zu Köln präsentierten in ihrer gemeinsamen Pressekonferenz am Montag, den 31. März 2025, die Halbjahresbilanz am Ausbildungsmarkt des Berufsberatungsjahres 2024/25 für die Region.
Stefan Krause, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bonn, sagt: „Obwohl wir schon 2023/2024 einen Stellen- und Bewerberzuwachs erreicht haben, konnten wir in diesem Jahr noch einmal zulegen. Dabei übersteigt die Zahl an Ausbildungsstellen die der Bewerberinnen und Bewerber leicht. Damit zeichnet sich eine erneute Erholung auf dem Ausbildungsmarkt ab. Dennoch bleibt es dabei: Der Ausbildungsmarkt unserer Tage ist ein Bewerbermarkt.“
Akquise von Ausbildungsstellen
Die Agentur für Arbeit konnte seit Beginn des Berichtsjahres 4.237 Ausbildungsstellen einwerben. Im Vergleich zum Vorjahr sind dies 386 Stellen mehr oder ein Plus von 10 Prozent. Dabei wurden im Rhein-Sieg-Kreis 238 Stellen oder 10,4 Prozent mehr gemeldet als Anfang 2024, in Bonn gab es ein Plus von 148 Stellen bzw. 9,5 Prozent. Auch bei den Bewerberinnen und Bewerbern ist das Interesse an einer Ausbildung weiter gestiegen: Mit 3.657 Menschen sind noch einmal 106 Menschen bzw. 3 Prozent mehr als im Vorjahr auf Ausbildungsplatzsuche. Der Interessensanstieg betrifft alle Geschlechter, wobei weiterhin knapp zwei Drittel männliche Jugendliche (+4,1 Prozent) und etwas über ein Drittel weibliche Jugendliche (+1,1 Prozent) ihre Zukunft in der Ausbildung sehen.
Ralf Steinhauer, Leiter der Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit Bonn, betont die Vorteile, die das steigende Stellenangebot für junge Menschen hat: „Die Chancen für junge Frauen und Männer, eine Ausbildungsstelle in ihrem Wunschberuf zu finden, sind so groß wie lange nicht mehr. Das sollte jede und jeder für sich nutzen. Bei der hohen Zahl offener Stellen können auch Ausbildungsinteressierte zum Zuge kommen, die eine hohe Arbeitsmotivation, aber eine durchwachsene Schulbilanz haben. Zumal wir in diesen Fällen Möglichkeiten haben, Betriebe und junge Menschen stärker zu fördern.“
Seit 1. Oktober sind der Agentur für Arbeit Bonn die meisten Stellen zu folgenden Berufsausbildungen gemeldet worden: Kaufmann*frau im Einzelhandel (452), Verkäufer*in (339), Handelsfachwirt*in (204), Kaufmann*frau Büromanagement (175), Medizinische/r Fachangestellter/r (173), Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r (135), Anlagenmechaniker/in, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (106), Verwaltungsfachangestellte/r Bundesverwaltung (88), Fachkraft – Lagerlogistik (81), und Elektroniker/in Energie- und Gebäudetechnik (79). Neu in diesem Ranking sind dabei die Ausbildungen zum Anlagenmechaniker*in an Platz 7, die Verwaltungsfachangestellten an Platz 9 und die Elektroniker*in Energie- und Gebäudetechnik auf Platz 10.
Mit Stand März 2025 haben 2.838 junge Menschen ihr Interesse an einer Ausbildung signalisiert, aber noch keine Stelle erhalten. Ihnen stünden derzeit 2.747 Stellen offen. Da das Ausbildungsjahr erst zum Herbst beginnt, gehen die Kooperationspartner noch von einer hohen Dynamik aus: Erfahrungsgemäß steigt das Interesse an Ausbildungsstellen und Vorstellungsterminen, wenn die Prüfungen an den Schulen abgeschlossen sind und die Abschlussnoten vorliegen.
Auszubildende in der Wirtschaft auch 2024/25 dringend gesucht
Jürgen Hindenberg, Geschäftsführer Berufsbildung und Fachkräftesicherung der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg, freut sich über das weiter steigende Interesse von Unternehmen, Ausbildungsstellen zu schaffen: Seit Oktober 2024 wurden 2.577 Stellen ausgeschrieben. Demgegenüber wurden bis zum 31.03.2025 544 Ausbildungsverträge registriert, das sind 47 Stellen oder 8 Prozent weniger mehr als im Vorjahr (591). Das zeige, dass noch viel Luft nach oben sei:
„Für die Betriebe wird es angesichts des demographischen Wandels immer wichtiger, individuell zu prüfen, ob die Bewerbenden zum Unternehmen passen, denn nicht alle Talente lassen sich immer direkt aus dem Lebenslauf herauslesen“, sagt Jürgen Hindenberg, Geschäftsführer Berufsbildung und Fachkräftesicherung der IHK Bonn/Rhein-Sieg. „Mit dem hohen Praxisanteil ist eine betriebliche Ausbildung für viele der perfekte Start ins Berufsleben. Das Ungleichgewicht zwischen Stellen und Bewerbern hat dabei für Ausbildungsinteressierte einen großen Vorteil: Die Auswahl an Stellen und Berufen ist sehr groß. In diesem Jahr haben die Ausbildungsbetriebe das Angebot noch einmal deutlich ausgeweitet.“
Positive Tendenz bei Ausbildungsverträgen im Handwerk
Im Handwerk zeichnet sich eine positive Tendenz bei den Ausbildungsverträgen ab. So liegen der Kreishandwerkerschaft für den Zeitraum von Oktober 2024 bis jetzt insgesamt 815 neue Ausbildungsverträge vor. Das bedeutet ein deutliches Plus von gut 30 Prozent im Vergleich zum selben Zeitpunkt im Vorjahr.
Oliver Krämer, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg, sieht aufgrund des Fachkräftemangels dennoch Handlungsbedarf: „Wir brauchen dringend eine echte Bildungswende hin zu einer gleichwertigen Anerkennung von beruflicher und akademischer Ausbildung. Dafür sollte in der gymnasialen Oberstufe die berufliche Aus- und Weiterbildung als Alternative zum Hochschulstudium stärker in den Blick genommen werden. Dies könnte durch eine verpflichtende Berufsorientierung unterstützt werden.“ Die Kreishandwerkerschaft selbst möchte für Schulabgängerinnen und -abgänger, die sich weiter beruflich orientieren möchten, ein Freiwilliges Handwerksjahr einführen. Damit könnten Ausbildungsinteressierte im Rahmen eines Jahres vier unterschiedliche handwerkliche Ausbildungsberufe in dreimonatigen Praktikumsphasen kennenlernen und herausfinden, wo ihre Talente und Stärken liegen.
Ulrike Pütz, Leitung Karrierewerkstatt der Handwerkskammer zu Köln, freut die positive Zwischenbilanz ebenfalls, auch wenn letztlich erst die Gesamtzahl neuer Ausbildungsverträge im Sommer zählten: „Es ist erfreulich, dass sich viele Jugendliche und Betriebe frühzeitig für ein Ausbildungsverhältnis entschieden haben – diese Entwicklung beobachten wir seit einigen Jahren.“ Daneben benennt Pütz weitere Gelegenheiten, bei denen junge Menschen das Handwerk kennenlernen können: „Wir wollen diesen positiven Trend weiter ausbauen und durch Messen, unsere ‚Schulhoftournee‘ und andere Aktivitäten zur Berufsorientierung viele junge Menschen für das Handwerk gewinnen. Dafür brauchen wir Betriebe, die ihre Fachkräfte von morgen selbst ausbilden.“
Informationsangebote von IHK, KH und HWK
Um es den Bewerberinnen und Bewerbern leichter zu machen, sich über alle Ausbildungsangebote zu informieren, hat die IHK unter www.ihk-Bonn.de/ausbildung eine Landingpage erstellt, in der Ausbildungsstellen regional bis bundesweit abgebildet werden. Hier sind sowohl die Angebote von Berufsorientierung bis zur IHK-Ausbildungsstellenvermittlung gebündelt. Mit der bundesweiten Ausbildungskampagne Jetzt #könnenlernen ist die IHK am 5. April in der Galeria in Bonn und berät vor Ort.
In Kooperation mit den Kreishandwerkerschaften organisiert die HWK zum dritten Mal ihr „Azubi Meetup“ in der Lanxess Arena: An der größten Ausbildungsbörse für das Handwerk in Köln und der Region nehmen am 29. April 2025 über 60 Aussteller teil. Wo sonst die Kölner Haie spielen, geben Betriebe praktische Einblicke in ihre Arbeit und haben Praktikums- und Ausbildungsplätze im Gepäck.
Bildunterschrift:
Präsentierten die Halbjahreszahlen am Ausbildungsmarkt 2024/2025 (v.l.): Jürgen Hindenberg, Geschäftsführer Berufsbildung und Fachkräftesicherung der IHK Bonn/Rhein-Sieg, Stefan Krause, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bonn, Oliver Krämer, Hauptgeschäftsführer Kreishandwerkerschaft Bonn • Rhein-Sieg und Ralf Steinhauer, Leiter der Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit Bonn.