Die an der Initiative Vorfahrt-Vernunft beteiligten Institutionen kritisieren, dass die Stadt Bonn trotz der negativen Auswirkungen auf den Wirtschaftsverkehr an der neuen Spuraufteilung auf der Adenauerallee festhalten will. „Neben den Fahrtzeitverlängerungen und Lieferproblemen, die die Neuaufteilung verursacht hat, finden wir besonders problematisch, dass die Stadt bei ihrer Analyse ‚besondere Ereignisse‘ wie die Sperrung der Südbrücke herausgerechnet hat“, sagt Stefan Hagen, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg. „Dabei sind solche Sperrungen keine abstrakten Anomalien, sondern reale Einschränkungen, mit denen wir auch in Zukunft regelmäßig rechnen müssen – etwa während der Arbeiten am Endenicher Ei oder bei der Sanierung des Tausendfüßlers.“
Dass die Stadt Bonn auf der Adenauerallee empirische Daten erhoben hat, begrüßt die Initiative Vorfahrt-Vernunft grundsätzlich. Die Diskussion faktenbasiert zu führen ist sehr wichtig, um zu nachvollziehbaren Schlussfolgerungen zu gelangen. Nun sollten sich Bundesstadt Bonn und Vorfahrt-Vernunft über die unterschiedlichen Messergebnisse fachlich austauschen.
Adenauerallee ist zentrale Verkehrsachse
Die Verkehrsplanung müsse der Bedeutung der Adenauerallee als zentraler Verkehrsachse für Bonn Rechnung tragen. „Die Adenauerallee ist eine Bundesstraße, auf der täglich 20.000 PKW unterwegs sind“, sagt Hagen, „zugleich gibt es für Radfahrer gute Alternativen mit der Kaiserstraße und dem Rheinufer. Diese Radrouten sollten wir im Bereich Juridicum/Beethoven-Gymnasium für den Radverkehr noch besser anbinden.“ Die Adenauerallee müsse aber weiterhin ihre wichtige Funktion für den Wirtschaftsverkehr und die Erreichbarkeit der Innenstadt erfüllen können – gerade auch für den Fall, dass andere Verkehrsachsen gesperrt oder durch Unfälle lahmgelegt sind. „Dafür reichen zwei Spuren für den motorisierten Verkehr nicht aus“, sagt Hagen.
Umfrage: Versuch hat Erreichbarkeit für das Handwerk verschlechtert
„Die neue Aufteilung und die Einspurigkeit ist für das Handwerk, aber auch für den Lieferverkehr oder die Müllabfuhr problematisch“, sagt Thomas Radermacher, Kreishandwerksmeister und Mitglied im Vorstand der Handwerkskammer zu Köln. „Wie sich die Erreichbarkeit der Adenauerallee durch den Verkehrsversuch für unsere Mitglieder verschlechtert hat, hat zuletzt die Umfrage unter Mitgliedern von IHK und HWK gezeigt. Zudem vermissen wir weiterhin ein überzeugendes Konzept der Stadt für das Laden und Liefern auf der Adenauerallee.“
Kompromissideen sollten diskutiert werden
„Es gibt Kompromissideen, etwa die Lösung mit einer Wechselspur“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Hubertus Hille. „Darüber sollten wir jetzt reden. Entscheidend ist dabei, die Adenauerallee nicht isoliert zu betrachten, sondern als Teil eines noch zu erstellenden regionalen Straßen- und Verkehrskonzeptes.“
Vorfahrt-Vernunft ist eine Initiative der Wirtschaftsorganisationen Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg, Kreishandwerkerschaft Bonn•Rhein-Sieg, Handwerkskammer zu Köln, Haus & Grund Bonn/Rhein-Sieg, Einzelhandelsverband Bonn Rhein-Sieg Euskirchen und city-marketing Bonn. Das Bündnis setzt sich dafür ein, dass Wirtschaftsverkehre in der Region Bonn/Rhein-Sieg möglichst schnell und effizient fließen können und eine gute Erreichbarkeit von Geschäften, Kunden, Gewerbestandorten und Büros gewährleistet bleibt. Mehr erfahren Sie unter www.vorfahrt-vernunft.de.
Informationen zur Umfrage der IHK Bonn/Rhein-Sieg und der Handwerkskammer zu Köln sowie den Verkehrsdaten des ADAC zur Adenauerallee unter: Vorfahrt-Vernunft_Adenauerallee