Die Agentur für Arbeit Bonn, die Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg (IHK), die Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg und die Handwerkskammer zu Köln präsentierten in ihrer gemeinsamen Pressekonferenz am Dienstag, den 9. April 2024, die Halbjahresbilanz am Ausbildungsmarkt des Berufsberatungsjahres 2023/24 für die Region.
Stefan Krause, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bonn, sagt: „Im Vergleich zu den beiden Vorjahren können wir sowohl einen Aufwärtstrend bei den Stellen als auch bei den an einer Ausbildung interessierten jungen Menschen feststellen. Dabei übersteigt die Zahl an Ausbildungsstellen die der Bewerberinnen und Bewerber leicht. Dies könnte bedeuten, dass der Abwärtstrend auf beiden Marktseiten vorerst gestoppt ist. Dennoch bleibt es dabei: Der Ausbildungsmarkt unserer Tage ist ein Bewerbermarkt.“
Akquise von Ausbildungsstellen
Die Agentur für Arbeit konnte seit Beginn des Berichtsjahres 3.851 Ausbildungsstellen einwerben. Im Vergleich zum Vorjahr sind dies 751 Stellen mehr oder ein Plus von 24,2 Prozent. Dabei wurden allein im Rhein-Sieg-Kreis 597 Stellen oder 35,3 Prozent mehr gemeldet als Anfang 2023. Auch bei den Bewerberinnen und Bewerbern zeigt sich ein solches Plus: Insgesamt 3.551 Menschen haben ihr Interesse an einer Ausbildungsstelle signalisiert, das sind 400 Personen und 12,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Das steigende Interesse zeigt sich sowohl bei den weiblichen (+7,7 Prozent) als auch bei den männlichen Jugendlichen (+15,8 Prozent) gegenüber dem Vorjahr.
Ralf Steinhauer, Leiter der Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit Bonn, begründet den Aufwärtstrend so: „Zum einen haben wir den Kontakt zu den Unternehmen intensiviert und verstärkt für die Einrichtung von Ausbildungsstellen geworben. Dabei haben wir gerade die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber angesprochen, die während der Coronapandemie ihr Angebot zurückgefahren haben. Zum anderen haben wir unser Angebot an Beratungen und Berufsorientierungsveranstaltungen stark ausgeweitet. Dabei haben wir sowohl Schulen als auch andere Orte genutzt und neben den Schülerinnen und Schülern auch deren Eltern angesprochen.“ Dafür wurden auch andere Kommunikationswege genutzt, so beispielsweise digitale Elternabende veranstaltet.
Seit Beginn des Berichtsjahres sind der Agentur für Arbeit Bonn die meisten Stellen zu folgenden Berufsausbildungen gemeldet worden: Kaufmann/-frau im Einzelhandel (320), Kaufmann/-frau Büromanagement (237), Verkäufer/in (230), Medizinische/r Fachangestellter/r (165), Handelsfachwirt/in (145), Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r (137), Anlagenmechaniker/in, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (100), Fachkraft – Lagerlogistik (93), Verwaltungsfachangestellte/r Bundesverwaltung (81) und Elektroniker/in Energie- und Gebäudetechnik (80). Neu in diesem Ranking sind dabei die Ausbildungen zum Anlagenmechaniker*in an Platz 7, die Verwaltungsfachangestellten an Platz 9 und die Elektroniker*in Energie- und Gebäudetechnik auf Platz 10.
Mit Stand März 2024 haben 2.644 junge Menschen ihr Interesse an einer Ausbildung signalisiert, aber noch keine Stelle erhalten. Ihnen stünden derzeit 2.602 Stellen offen. Mit Blick auf die noch verbleibenden Monate bis zum Beginn des Ausbildungsjahres kalkulieren alle Beteiligten noch mit einer hohen Dynamik: Erfahrungsgemäß steigt das Interesse an Stellen und Vorstellungsterminen erheblich, wenn der Prüfungsstress der Schülerinnen und Schüler vorbei ist und die Noten vorliegen. Dies wird zwischen Mitte April und Mitte Mai der Fall sein.
Guter Start ins Ausbildungsjahr 2023/24 aus Sicht der Wirtschaft
Jürgen Hindenberg, Geschäftsführer Berufsbildung und Fachkräftesicherung der IHK Bonn/Rhein-Sieg, ist mit dem Start des Ausbildungsjahres 2023/24 zufrieden. Zum 31.03.2024 waren bei der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg 591 Ausbildungsverträge registriert, das sind 65 oder 12,4% mehr als zum Vorjahr (526).
Nachwuchssicherung: "Nimm2"
Den Unternehmen rät Jürgen Hindenberg: „Die Devise bei den Einstellungsgesprächen der nächsten beiden Auszubildendenjahrgänge sollte ‘Nimm 2‘ lauten. Denn wenn das Land Nordrhein-Westfalen 2025/26 vom achtjährigen auf das neunjährige Abitur umstellt, werden von den Gymnasien in diesem Jahr keine Abiturienten abgehen. Wenn die Betriebe demgegenüber 2024 und 2025 jeweils zwei Auszubildende einstellen, sind sie für das Jahr 2026 besser gerüstet.“ In Zahlen bedeute die Umstellung auf G9 einen Rückgang der Abiturientenzahlen von 111.000 auf 66.000 und bei Schülerinnen und Schülern mit Hochschulreife von allgemeinbildenden Schulen einen Rückgang von 67.000 auf 26.000.
Janin Fester, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Bonn • Rhein-Sieg erkennt einen positiven Trend im Handwerk: „Wir können steigende Zahlen bei den Abschlüssen der Ausbildungsverträge bestätigen. Die Steigerungen sind besonders deutlich bei den Anlagenmechanikern und Elektrikern. Um die Klimaziele zu erreichen, benötigen wir als umsetzende Kraft unsere Handwerker. Wir sind froh, dass das Interesse für die Gewerke entsprechend auch gewachsen ist. Sorge bereiten uns die Lebensmittelhandwerke – konkret das Bäckerhandwerk und Fleischerhandwerk. Das Handwerk hat sich vielfach modernisiert und dennoch die wertvollen Traditionen nicht verloren. Freie Ausbildungsstellen können noch gefunden werden. Zukunftsweisend lohnt sich eine Ausbildung im Handwerk.“
Berufsorientierungsmesse „Berufsstart 2024“
Die diesjährige Pressekonferenz ist gleichzeitiger Auftakt für die „Berufsstart 2024“, der gemeinsam von Agentur für Arbeit Bonn, IHK und der Kreishandwerkerschaft veranstalteten Berufsorientierungsmesse. Am heutigen 9. und morgigen 10. April erwarten über 100 regionale Arbeitgebende aus Industrie, Handwerk, Gastronomie, Verwaltung, Handel und Dienstleistung von jeweils 13 bis 17:30 Uhr Schülerinnen und Schüler aller Schulformen im Beueler Brückenforum, um ihnen das vielfältige Ausbildungsspektrum der Region vorzustellen. Mit ihrer Ausbildungsbörse machen die Kooperationspartner jungen Menschen aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis das Angebot, auf kurzen Wegen unterschiedliche Ausbildungsberufe und Arbeitgeber kennenzulernen. Dabei lohnt sich ein Besuch an beiden Tagen, weil sich jeweils unterschiedliche Unternehmen vorstellen.
Ausbildung macht mehr aus uns
Mit Azubifutter, einer Elternbroschüre sowie Bus-&Bahn-Werbung möchte die IHK mit ihrer Kampagne „Jetzt#könnenlernen – Ausbildung macht mehr aus uns“ noch mehr Schulabgänger von einer Dualen Berufsausbildung begeistern.
Azubis finden mit Unterstützung der IHK-Ausbildungsvermittlung
Die IHK unterstützt Unternehmen mit dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Bundesprojekt „Passgenaue Besetzung und Willkommenslosten“ bei der Besetzung von Ausbildungsstellen und informiert auch, wie Auszubildende aus Drittländern, z.B. im Hotel- und Gaststättengewerbe aus Indonesien, angeworben werden können.