Zunahme des Pendelverkehrs bringt neue Herausforderungen mit sich

#GemeinsamUnternehmen IHK stellt aktuelle Pendlerstudie vor

 

Die Zahl der Einpendler hat in den Kommunen der Region Bonn/Rhein-Sieg seit 2013 um etwa 16,4 Prozent, die der Auspendler um circa 11,4 Prozent zugenommen. Das Verkehrsangebot wurde jedoch nicht in gleichem Maße ausgebaut. Diese Ergebnisse können der aktuellen Studie der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg „Pendlerregion Bonn/Rhein-Sieg“ entnommen werden, die die IHK heute vorgestellt hat.

Die Wirtschaftsregion Bonn/Rhein-Sieg ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen, was teils nur durch die gestiegene Mobilität der Erwerbstätigen möglich gewesen ist. Diese wohnen teils im Umland, fahren zum Arbeiten aber in eine andere Kommune, was das Verkehrsvolumen erhöht. Die Region weist mittlerweile einen positiven Pendlersaldo auf: So pendeln nun 2.580 Erwerbstätige mehr ein als aus. In der Vorgängeruntersuchung wies dieses Verhältnis noch einen negativen Saldo von 4.063 auf. Drei von fünf Erwerbstätigen im IHK-Bezirk pendeln zu ihrem Arbeitsplatz. „Unsere Verkehrsinfrastruktur ist hierdurch zu den Hauptverkehrszeiten überlastet. Ein Lösungsansatz ist die oftmals kolportierte „Verkehrswende“, diese kann jedoch nicht mit Einzelmaßnahmen umgesetzt werden. Hier ist ein ideologiefreier Lösungsansatz vonnöten“, sagt IHK-Präsident Stefan Hagen.

Der Einpendlerverkehr ist stark auf Bonn fokussiert: So fahren 82.030 Erwerbstätige in die Bundesstadt, wodurch die Tagesbevölkerung auf über 409.719 Personen erhöht wird. Aber auch Siegburg, Troisdorf, Sankt Augustin und Meckenheim weisen einen positiven Pendlersaldo auf. Hierdurch wird die Infrastruktur in den betroffenen Kommunen tagsüber stärker belastet, was beim Ausbau zu berücksichtigen ist. „Es gibt jedoch auch positive wirtschaftliche Effekte: Die Gastronomie wird in der Mittagszeit, zumindest ohne Corona, stärker in Anspruch genommen, viele Erwerbstätige nutzen ihre Pausen oder den Feierabend für Besorgungen am Arbeitsort“, weiß IHK-Geschäftsführer Professor Dr. Stephan Wimmers.

 

Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und der Mobilitätsangebote wurde jedoch nicht in gleichem Maße vollzogen, was die Stauanfälligkeit der Region weiter erhöht hat. Die IHK schlägt daher einen Mix an Lösungsansätzen vor, welche die Verkehrssituation nachhaltig verbessern können:

Die überlastete Straßenverkehrsinfrastruktur muss erhalten, erneuert und ausgebaut werden, jedoch sollte auch die Zahl der Pkw-Mitfahrer erhöht werden. „Durch diese Maßnahmen werden zusätzliche Kapazitäten auf der Straße geschaffen, gleichzeitig kann durch Mitfahrapps die Auslastung der einzelnen Pkw erhöht werden, was letztlich den Verkehrsfluss verbessert. In gleichem Maße sollte aber auch der ÖPNV ausgebaut werden, sodass Pkw-Fahrer zum Umstieg motiviert werden“, so IHK-Präsident Hagen. Abhilfe verspricht sich die IHK dabei von der „Bonner Westbahn“ und der „Stadtbahn Niederkassel“, wodurch neue Angebote geschaffen werden.

Eine direkte Anreise per öffentlichen Verkehr ist jedoch nicht für alle Erwerbstätigen möglich. Daher sollten auch Umstiegsanreize durch die Schaffung von Mobilstationen angeboten werden. Diese kombinieren verschiedene Mobilitätsangebote wie Park&Ride, Bike&Ride und Mobilitätssharing mit einer Anbindung an den ÖPNV und SPNV.

Zudem hat die Corona-Krise gezeigt, dass eine Zunahme von Homeoffice und mobilem Arbeiten die Verkehrswege entlasten kann. Hier spricht sich die IHK für eine nachhaltig abgestimmte Homeoffice-Lösung für alle Arbeitgeber auf freiwilliger Basis aus, sodass das Verkehrsvolumen an allen Wochentagen gleichbleibend verringert werden kann.

Doch auch das Fahrrad kann einen wichtigen Beitrag leisten, dessen Anteil momentan bei elf Prozent liegt. Durch einen Umstieg könnten Kapazitäten im ÖPNV und Pkw-Verkehr geschaffen werden, was den Verkehrsfluss verbessert. „Um möglichst viele Erwerbstätige für einen Umstieg zu motivieren, benötigen wir jedoch ein von den Hauptverkehrsstraßen entkoppeltes Radwegenetz. Doch auch das Umland ist durch das Pedelec in Fahrradentfernung gerückt, hierfür benötigen wir entsprechende Radpendlerrouten und -schnellwege“, meint Wimmers.